Gelebte Biodiversität - Projekt Feld Schötz
Drei private Landbesitzer holen ein Stück Natur zurück
Eine bunte Blumenpracht, eine Vielfalt von Gräsern, Sträuchern und Bäumen statt hartnäckiger Blacken – auf rund 1.2 Hektaren Kulturland wird im Gebiet Feld in Schötz ein Biodiversitätsprojekt umgesetzt.
Nachhaltiges Engagement für Natur und Umwelt ist eine Investition in unsere biologische Lebensgrundlage.
Aufbauend auf diesem Leitgedanken wurde in Schötz ein langfristig ausgerichtetes Biodiversitätsprojekt angelegt.
Das Projekt Biodiversität Feld startet
Der NAVO Schötz packt an
Es wächst und blüht
Herzlichen Dank für die zur Verfügung gestellten Fotos von: Lukas Renggli, Schötz / Rudolf Steiner Berufsfotograf+Filmer, Allschwil
Bericht Luzerner Zeitung 24.6.2023
Drei private Landbesitzer holen ein Stück Natur zurück
Eine bunte Blumenpracht, eine Vielfalt von Gräsern, Sträuchern und Bäumen statt hartnäckiger Blacken – auf rund 1,2 Hektaren Kulturland wird im Gebiet Feld in Schötz ein Biodiversitätsprojekt umgesetzt.
Die drei Grundeigentümer Pius, Fritz und Beat Renggli stellen ihr Biodiversitätsprojekt vor.
Lastwagen, Autos, landwirtschaftliche Fahrzeuge brausen vorbei – mehrmals muss Beat Renggli seine Worte unterbrechen und Aussagen vor der Gruppe, die am Freitagvormittag vor ihm bei der Liegenschaft Feld bei Schötz steht, wiederholen. Es geht aber nicht um den Verkehr. Im Gegenteil. Renggli stellt ein Gegenstück zum hektischen Alltag ringsum vor. Er spricht von einer «Oase», konkret vom Biodiversitätsprojekt, das in den letzten drei Jahren auf der Liegenschaft realisiert wurde.
Fritz Renggli ist im «Feld» aufgewachsen und immer noch Besitzer zweier Parzellen des einstigen Hofes. Die beiden Brüder Pius Renggli und Beat Renggli besitzen je eine weitere Parzelle. Bis in die Fünfzigerjahre wurde die Liegenschaft im Nebenerwerb betrieben, für eine Existenz war sie zu klein. Nach dem Verkauf einzelner Parzellen und schliesslich auch des Wohnhauses samt Scheune entschlossen sich die drei Besitzer der verbliebenen Parzellen, auf privater Basis auf ihrem Boden ein Biodiversitätsprojekt zu realisieren. «Nach drei Jahren ist nun die Realisierungsphase abgeschlossen, eine Zwischenbilanz kann gezogen werden», sagen die Projektinitiatoren.
Unter ihnen sind auch viele Behördenvertreter und ökologische Fachleute. Denn: «Wir haben von Projektbeginn weg alle offiziellen Stellen und Ämter mit einbezogen. Wir haben ebenso die wissenschaftlichen ökologischen Erkenntnisse und alle Schritte berücksichtigt und die Vorgehensweise in Einklang mit dem bäuerlichen Bodenrecht vollzogen.»
Es blüht und summt und zwitschert
«Gibt es keinen besseren Standort? Da wachsen ja nur Blacken.» Das hätten viele gefragt, als sie vom Vorhaben der Initianten vernommen hätten, sagt Pius Häfliger lächelnd. Nun, es funktioniert trotz widriger Umstände. Der geführte Gang über die 1,2 Hektaren grosse Parzelle zeigt, dass bis zur Schaffung einer «Oase der Biodiversität» in den letzten drei Jahren eine Menge passieren musste.
Landwirt Johannes Hunkeler, der die Parzelle bewirtschaftet, führt seine Gruppe durch die gezielt angeordneten Strukturflächen. Es geht vorbei an Eichen-, Apfel- und Zwetschgenbäumen; es wachsen anderswo eine Menge Sträucher wie Liguster, Kornelkirsche, Schneeball und Co. Vögel zwitschern aus den Zweigen, das Summen der Wildbienen und Insekten lässt den nahen Autolärm vergessen; mannshohe Halme und Gräser wachsen, Flockenblumen blühen mit Mohnblumen im Sandbeet um die Wette, es gibt Holz- und Steinhaufen, ausgelegte Holzträmel.
Ein Teil der Magerwiese ist eben abgemäht worden. Dürre Halme bedecken immer noch die Grasnarbe. Ein Turmfalke beäugt von hoch oben die Szenerie. «Nun, dies alles ist nicht einfach so geworden. Da steckt Arbeit dahinter», sagt der studierte Agronom Johannes Hunkeler. Die überstrapazierten Wiesen mussten zuerst mühsam «ausgenüchtert» werden. Dann wurde die Grasscholle aufgerissen, der Boden gelockert, die wuchernden Blackenwurzeln entfernt. «Eine Gewaltsarbeit», so Hunkeler. Im Frühjahr 2022 konnte schliesslich die Blumenwiese angesät werden. Im letzten Spätherbst wurden dann die erwähnten Bäume gepflanzt. Nun gilt es, das Gewordene zu pflegen – und auch zu bewirtschaften.
Es rechnet sich auch
Dem Landwirt kommen die L-förmig ausgelegten Strukturflächen entgegen. «So kann ich mit den Maschinen manövrieren und wenden», sagt er. Nach zwei, drei Jahren sei der Arbeitsaufwand vergleichbar mit der Arbeit auf konventionellem Kulturland. Und rechnet es sich auch? Hunkeler nennt Zahlen. Diese zeigen, dass mit Milchwirtschaft wohl zwar mehr aus dem Boden herausgeholt werden könnte. «Der Druck, Biodiversität nicht zu schaffen, ist gross», sagt er. Die Beteiligten sind jedoch überzeugt:
«Man kann Landwirtschaft betreiben und gleichzeitig Diversität ermöglichen.»
Die Freude über das Gewachsene und Erreichte ist allen ins Gesicht geschrieben. Eigentlich sei der als ursprünglich «ungeeignet» bezeichnete Standort sogar ein ideales Beispiel, wie ein Stück Natur zurückgeholt werden könne, sagt Johannes Hunkeler.
Das Projekt soll ausstrahlen, weitere Landwirte motivieren, diesen Schritt auch zu vollziehen, dies ist das Hauptanliegen der Involvierten. «Wir hätten gerne ein paar Landwirte heute dabeigehabt», sagen die Initianten. Thomas Stirnimann vom Amt für Landwirtschaft und Wald (Lawa), welches mit dem Fonds «Landschaft Schweiz» das Projekt begleitet und unterstützt, lobt das Geschaffene: «Wie man heute sieht, ist das Ziel erreicht. Die vielfältig geschaffenen Strukturen sind für Tiere, Pflanzen und gerade auch für die Menschen attraktiv und ein grosser Gewinn».
Quelle: LUZERNER ZEITUNG vom 24.6.2023 von Hannes Bucher